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Mehr Sachwerte: PUBLICA passt ihre Anlagestrategie an

PUBLICA legt die Vorsorgegelder ihrer versicherten Personen verantwortungsbewusst und ertragsbringend an. Im Jahr 2022 hat sie die Anlagestrategie überarbeitet. Was sich ändert und ab wann Änderungen spürbar sein werden, erklärt Stefan Beiner, Leiter Asset Management.

PUBLICA hat ihre Anlagestrategie für die offenen Vorsorgewerke angepasst. Zunächst einmal: Was steht überhaupt in einer Anlagestrategie?
Die Anlagestrategie legt fest, in welche Anlageklassen wir die Gelder investieren und wie stark welcher Anteil gewichtet wird. Die wichtigsten Anlageklassen sind Aktien, Anleihen, Immobilien, Edelmetalle und Infrastrukturinvestitionen. Die Anlagestrategie definiert gleichzeitig die taktische Bandbreite, in der wir von den definierten Werten abweichen dürfen.

Was ändert sich in der neuen Anlagestrategie im Vergleich zur vorherigen?
Der Anteil an Nominalwerten, das heisst Obligationen, war bisher vergleichsweise hoch. Eine Analyse hat letztes Jahr gezeigt, dass sehr wahrscheinlich die Inflation in den nächsten zehn Jahren höher ausfallen wird als in der letzten Dekade. In einem inflationären Umfeld rentieren Sachwerte tendenziell besser als Nominalwerte. Dies war ein Grund, weshalb die Kassenkommission entschieden hat, den Anteil der Obligationen zu senken und stattdessen den Anteil der Sachwerte sowie der börsengehandelten Aktien zu erhöhen.     

Wie machen sich die Änderungen für die versicherten Personen konkret bemerkbar?
Die Kassenkommission, das oberste Organ von PUBLICA, hat die Anlagestrategie im Juni 2022 verabschiedet. Zusammen mit einem Implementierungsplan, der einen Zeitraum von bis zu vier Jahren umfasst. Da es sich um grössere Anpassungen der Anlagestrategie handelt und die aktuellen Unsicherheiten hoch sind, ist es sinnvoll, dass wir uns für die Umsetzung die nötige Zeit nehmen. Wir gehen davon aus, dass wir so mittel- bis langfristig die Altersguthaben höher verzinsen können. Andererseits geht die neue Anlagestrategie etwas mehr Risiken ein. Das bedeutet, dass im Fall einer Unterdeckung die Sanierungsbeiträge höher ausfallen würden. Eine Senkung der bereits laufenden Renten ist ausgeschlossen.

«In einem inflationären Umfeld rentieren Sachwerte tendenziell besser als Nominalwerte.»
Portrait von Stefan Beiner

Er und sein Team haben den Hauptauftrag, jeden Franken im besten Interesse der versicherten Personen von PUBLICA zu investieren: Stefan Beiner, Leiter Asset Management

Im Asset Management von PUBLICA arbeiten 28 Personen. Wie wirkt sich die neue Anlagestrategie auf Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus?
An unserem Hauptauftrag, jeden Franken im besten Interesse der versicherten Personen von PUBLICA zu investieren, ändert sich nichts. Es bleibt im Fokus, die einzelnen Portfolios zu managen und zu überwachen, die Risiko-Renditeeigenschaften zu optimieren und den Anlageprozess weiterzuentwickeln. Zusätzliches Wissen werden wir in einigen Bereichen wie z.B. innerhalb der Anlageklasse Infrastrukturanlagen ausbauen. Bei einigen Anlageklassen werden die investierten Beträge kleiner, was für meine Kolleginnen und Kollegen aber nicht weniger Arbeit bedeutet.

Die Investitionen sind sehr langfristig ausgerichtet. Erstellen Sie denn auch eine Liquiditätsplanung, um jeweils die Renten auszahlen zu können?
Wir müssen jederzeit genügend flüssige Mittel haben, um alle Renten und die Vorsorgeguthaben von austretenden Personen auszahlen zu können. Deshalb prüfen und bewirtschaften wir täglich die Liquidität der einzelnen Vorsorgewerke.

Als Leiter Asset Management sind Sie der Chef über die Vorsorgegelder der Personen, die bei PUBLICA versichert sind. Wie gut schlafen Sie in Anbetracht der Turbulenzen an den Kapitalmärkten?
Wir haben gut funktionierende Prozesse und klar geregelte Verantwortlichkeiten. Ausserdem ist das Anlagevermögen international breit diversifiziert. Wir investieren in viele verschiedene Anlageklassen. Einfach gesagt, legen wir nicht alle Eier in einen Korb. Deshalb schlafe ich meistens gut. Klar ist, dass die letzten Monate aussergewöhnlich waren. Die Pandemiesituation sorgt immer noch für Lieferengpässe. Die drohende Inflation wurde Tatsache. Der Krieg in Europa belastet viele Menschen und Firmen. Die Energieknappheit werden viele Menschen wohl noch stärker zu spüren bekommen. Als Gesellschaft stehen wir vor einer möglichen Wohlstandsreduktion. Das alle lässt mich nicht unberührt. Aus fachlicher Sicht haben wir eine taktische Bandbreite, um die Auswirkungen von so gewichtigen Entwicklungen geringfügig auffangen zu können. Im Moment nutzen wir unsere taktische Bandbreite und investieren im Vergleich zur Strategie etwas weniger stark in Aktien, dafür mehr in Immobilien.