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Anlageklassen: Aktien positiv, grosse regionale Unterschiede bei Obligationen und Immobilien

Seit Anfang 2022 schwanken die Finanzmärkte stark. Mit der Eskalation im Nahostkonflikt im Oktober 2023 hat sich die geopolitische Lage weiter verschlechtert. Diese Unsicherheiten in der Weltwirtschaft spüren wir auch in unserem Anlageportefeuille. Wie die einzelnen Anlageklassen dastehen, was den Anlageerfolg grösstenteils bestimmt, ob PUBLICA nun die Anlagestrategie anpasst und was wir wegen des starken Frankens unternehmen, lesen Sie im Interview mit Stefan Beiner, Leiter Asset Management bei PUBLICA.
Bild mit Hand, die auf Statistik zeigt

2022 waren es Aktien und Obligationen gleichzeitig, die hauptsächlich für die negative Performance verantwortlich waren. Wie stehen die einzelnen Anlageklassen in diesem Jahr da?
Die Aktien steuern – Stand Mitte November – ein positives Resultat bei, die Unterschiede zwischen den Regionen und Sektoren sind jedoch sehr gross. Der US-Tech-Sektor rentiert dieses Jahr vergleichsweise sehr gut. Bei den Obligationen und Immobilien sehen wir grosse regionale Unterschiede. Die direkt gehaltenen Immobilien und die Obligationen in der Schweiz performen positiv, bei den grösseren Industrieländern ist die Performance der indirekt gehaltenen Immobilien und der Obligationen negativ. Ein wichtiger Grund ist die unterschiedliche Zinsentwicklung: Während die Zinsen von zehnjährigen Staatsobligationen in der Schweiz von 1,6 Prozent zu Beginn des Jahres auf unter 1 Prozent per Mitte November sanken, stiegen sie in den wichtigsten Industrieländern weiter an – beispielsweise in den USA von 3,9 Prozent auf 4,5 Prozent. Das führte zu einem Wertverlust auf den US-Obligationen, da bei steigenden Zinsen der Wert von Obligationen sinkt. In der Schweiz hingegen ist es umgekehrt: Die Zinsen sanken, wodurch der Wert der Obligationen stieg.

Wird die Anlagestrategie nun noch einmal angepasst?
Pro Anlageklasse verwendet PUBLICA Annahmen unterschiedlicher Experten zum erwarteten Risiko und zur erwarteten Rendite. Jeweils im ersten Quartal eines Jahres führen wir ein sogenanntes strategisches Risikomonitoring durch. Dabei überprüfen wir, ob diese Annahmen weiterhin zutreffen. Sollten wir feststellen, dass sich die Rendite-Risiko-Annahmen stark verändert haben, würden wir die gesamte Anlagestrategie überprüfen. Das war in diesem Jahr jedoch nicht angezeigt. PUBLICA ist langfristig ausgerichtet und hat einen langen Anlagehorizont. Kurzfristige Schwankungen auszuhalten, gehört zu unserem Geschäft.

Was bedeutet diese Situation für die Vorsorgeguthaben der versicherten Personen?
Viele der Vorsorgewerke sind per Mitte November noch in Unterdeckung. Deshalb gehe ich persönlich davon aus, dass die Vorsorgeguthaben zu einem tiefen Satz verzinst werden. Den Entscheid fällen die paritätischen Organe in den nächsten Wochen.

Was für die rentenbeziehenden Personen?
Die Höhe der jetzigen Rente ist gesichert. Uns erreichen immer wieder Fragen nach einem Teuerungsausgleich. Gemäss Bundespersonalgesetz darf ein ordentlicher Teuerungsausgleich erst erfolgen, falls die Wertschwankungsreserven mindestens 15 Prozent betragen. Keines der Vorsorgewerke befindet sich nahe diesem Wert. Deshalb wird es keinen ordentlichen Teuerungsausgleich geben. Die ehemalige Arbeitgeberin könnte allenfalls einen ausserordentlichen Teuerungsausgleich beschliessen.

Das Asset Management von PUBLICA hat die Möglichkeit, von der Anlagestrategie abzuweichen. Man nennt das taktische Bandbreite. Inwiefern könnte eine grössere solche Bandbreite helfen, die Performance zu verbessern?
Der wichtigste Entscheid ist die Anlagestrategie. Das heisst, wie die Vorsorgevermögen auf die Anlageklassen wie Aktien, Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Rohstoffe und Immobilien aufgeteilt werden. Damit wird der Anlageerfolg zu mindestens 90 Prozent bestimmt. Das ist empirisch erwiesen. Mit einer taktischen Bandbreite können wir auf unterschiedliche kurzfristigere Entwicklungen reagieren. Diese Reaktionen können die Rendite verbessern, aber auch verschlechtern. Die Anlagestrategie von PUBLICA ist das Resultat des Asset-Liability-Management-Prozesses (ALM-Prozess), der die Verbindlichkeiten und das vorgegebene Risikobudget der Vorsorgewerke von PUBLICA berücksichtigt. Deshalb sollen die taktischen Bandbreiten nicht zu gross sein. Ansonsten wäre es möglich, mit taktischen Entscheiden die strategischen zu untergraben.

Viele Anleger flüchten in den Schweizer Franken – die harte Währung wird noch stärker. Inwiefern wirkt sich das auf PUBLICA aus?
Der Schweizer Franken ist bis Mitte November gegenüber den meisten Währungen stärker geworden. PUBLICA diversifiziert ihre Investitionen und legt einen grossen Teil des Vermögens im Ausland an. Deshalb ist der Umgang mit Währungen zentral. Währungsrisiken von Industrieländern einzugehen, bringt langfristig keine positive Rendite. Das zeigen zahlreiche Studien. Deshalb sichern wir den allergrössten Teil der Industrieländerwährungen ab, so dass wir von den Schwankungen weniger betroffen sind.